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AutorenbildAnke Lasserre

Wie ich (nicht mehr) mit Kindern kommuniziere


Ich höre manchmal Erwachsene mit Kindern sprechen, als wären diese Kinder noch kleine Babys oder hätten einen niedrigen IQ... dabei sind Kinder oft intelligenter und denken schneller als wir Erwachsenen, nur fehlt ihnen in vielen Dingen natürlich unsere Erfahrung. Die Erwachsenen sprechen dann mit einer anderen, oft höheren Stimme als normalerweise, reagieren übertrieben oder benutzen vereinfachte Wörter oder reduzierte Grammatik. Sie fragen sinnloses Zeug, das sie niemals einen Erwachsenen fragen würden, sind unbewusst übergriffig oder stellen "pädagogisch" anmutende Fragen, um die Reaktion oder das Wissen des Kindes zu testen.

Kinder durchschauen diese nicht authentische Art der Kommunikation gewöhnlich sofort - was leicht dazu führt, dass sie sich herabgesetzt, lächerlich gemacht, beleidigt, minderwertig, verwirrt, irritiert oder nicht ernst genommen fühlen, besonders wenn sie das Kleinkindstadium hinter sich gelassen haben. Sie werden dann versuchen, ihre Würde wiederherzustellen, in Form einer Antwort oder Reaktion, die der Erwachsene (so) nicht erwartet hat - und eventuell auch nicht hören oder sehen wollte.

Und ich habe das natürlich alles selbst auch gemacht! Während unserer Ausbildung in Dänemark stellten wir fest, dass ich, wenn ich mit unserem jüngsten Sohn sprach, automatisch und unbewusst eine etwas höhere Stimme benutzte. Dies (in Kombination mit all den anderen Fehlern, die wir machten) trug dazu bei, dass er sich kleiner, abhängiger und nicht so ernst genommen fühlte wie sein älterer Bruder. Also fing er an, um Respekt zu kämpfen. Und das wurde für uns alle äußerst unangenehm, wie ich in meinem neuen Buch „Wie wir unsere Familie heilten“ detailliert schildere.

Ich antwortete auch oft völlig übertrieben, wenn er mir etwas zeigte oder zum Beispiel ein kleines Geschenk von jemandem bekam. Ich reagierte dann mit einem erstaunten oder begeisterten Ausruf: "Oh wooooowwww! Das ist ja TOLL!!!". Dieses übermäßige Staunen war in gewisser Weise manipulativ und erwartete von ihm, dass er doch bitte super dankbar und glücklich sein sollte über das, was ihm gerade geschenkt wurde, und dass er das auch so ausdrücken sollte. Oder es war einfach generell unnatürlich, in Bezug auf was auch immer er mir zeigte. Natürlich möchte ich solche Dinge unbedingt anerkennen, aber auf eine normalere, realere Weise.

Dazu habe ich dazu häufig seine Grenzen überschritten, indem ich seine Haare tätschelte oder ihn umarmte oder seine Wangen küsste nur weil er "so süß" war - ohne ihn zu fragen oder zumindest feinfühlig hinzuhorchen, ob es ihm gefällt. Mir wurde klar, dass dies ziemlich respektlos war (es sei denn, es kam von ihm oder er genoss es natürlich!). Klar sind wir innerhalb der Familie, klar ist es OK, mein Kind zu knuddeln, gar keine Frage! Aber es sollte angemessen sein, und von meinem Kind als positiv erlebt werden.

All dies trug zu den massiven Dramen bei, die wir mit unserem damals Vierjährigen hatten. Es führte bei ihm zu erhöhter Abhängigkeit auf der einen Seite und großer Frustration und Aggression auf der anderen Seite. Das Gute war: Sobald ich mein Verhalten änderte, änderte er auch seins! Wie ein Spiegel.

Was habe ich geändert? Um auf dem richtigen Weg zu bleiben, frage ich mich jetzt selbst: "Verhalte ich mich in diesem Moment wie mit einem Erwachsenen, dem ich vertraue und den ich voll respektiere"? Ich prüfe dabei meine Stimme, Worte, Mimik, Körpersprache und ob ich mir die Zeit nehme, wirklich zuzuhören und voll und ganz bei meinem Kind zu sein. Wenn die Antwort zu einem dieser Punkte „nein“ oder „nicht wirklich“ ist, und wenn es nicht daran liegt, dass wir in diesem Moment zusammen spielen oder herumalbern, dann stoppe ich! Das heißt, ich halte kurz inne (und das ist das Schwierigste für mich!), atme ruhig durch und erde mich. Es ist diese kurze Pause, die den nötigen Raum für anschließend bewusstes Handeln und Sein schafft. Es ist an sich sehr einfach, und extrem effektiv – wenn man nur die Pause hinkriegt.

Im Idealfall mache ich das natürlich, bevor ich meine Kinder anrede, aber selbst während eines Gesprächs oder in dem Moment, in dem ich das Gefühl habe, dass die Dinge nicht so glatt laufen, wie sie könnten, ist es nicht zu spät und bringt wieder Ruhe und Harmonie in die Situation hinein.

Es funktioniert immer!

(Tipp: Es wirkt genauso mit unserem Partner, Freunden und anderen Menschen!)

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